Wort für den Tag | Dienstag, 31. Juli 2012

Janusz Korczak gehörte zu den wenigen Lehrern der Menschheit, die ihre pädagogische Botschaft nicht nur verkündeten, sondern auch mit ihrem Leben bestätigten.
Als jüdisches Kind Henryk Goldszmit 1878 in Warschau geboren, studierte er Medizin, arbeitete als Kinderarzt und wurde unter dem Namen Janusz Korczak ein leidenschaftlicher Anwalt der dem Elend preisgegebenen Kinder. Seine ganze Aufmerksamkeit, sein Denken und Fühlen, seine Phantasie und seine Kraft setzte er ein für die Erniedrigten, seien sie nun klein oder groß, jüdisch oder christlich, deutsch oder polnisch. Er nannte sie das „Proletariat auf kleinen Füßen“.

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Wort für den Tag | Montag, 30. Juli 2012

Eines Menschen zu gedenken bedeutet, Gott zu danken für das, was er uns mit diesem Menschen geschenkt hat.
Ich möchte Gott für das Leben und Werk Janusz Korczaks danken, des Kinderarztes aus Warschau, der sich von der Not der ihn umgebenden Kinder anrühren ließ, seine hoffnungsvolle Medizinerkarriere abbrach, um Leiter eines Waisenhauses zu werden. Er teilte das Elend der jüdischen Kinder bis zum gemeinsamen Weg in die Gaskammern von Treblinka. Das geschah am 5. oder 6. August 1942; so gedenken wir des 70. Todestages Janusz Korczaks und der Kinder.

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Worte zum Tage | Sonnabend, 18. Februar

Das Lachen findet im Gesicht statt. Zuerst wird es sichtbar im Feld der Augen, in der vielfältigen Szene der Miene, die Gesichtszüge werden hell, klar und leuchtend, die Augen blitzen, funkeln; die Wangen wölben sich, der Mund öffnet sich, die Zähne blinken in weißer Reihe – das Lachen ist zu hören, ein wenig später als es gesehen wird; das Hörbare sind Tonstöße, das kichert, schallt, lärmt, dröhnt. Andere Körperteile werden berührt, das Lachen erschüttert das Zwerchfell, hebt die schwersten Bäuche; die Leute biegen sich vor Lachen, lachen sich krumm oder tot, halten es aber für gesund…im Lachen schwindet irgendwie das lastende Gewicht der Dinge, es kommt ein Schweben in den Druck der Realität…

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Wort zum Tage | Freitag, 18. Februar

Das Berliner Fest der Filme geht in seine Schlussphase; wer wird die Preise, die silbernen und goldenen Bären gewinnen? Ein Film, der alle Preise aller Filmfestivals bekommen hat, weil er so gefühlsstark und so liebevoll die für immer vernichtete Welt des osteuropäischen Judentums vor Augen gemalt hat, dazu mit einer sehnsuchtsvollen Musik und dem brillianten Superstar mit Silberblick in der Hauptrolle, nämlich Barbra Streisand, war „Yentl“. Sie
erinnern sich an die Eingangsszenen:

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Wort zum Tage | Donnerstag, 16. Februar

Wenn Sie die Worte Filmfestspiele, Berlinale hören, werden Sie an die großen und kleinen Filme denken, mit denen Sie aufgewachsen sind; lustige gehören dazu wie die von Laurel & Hardy, Pat & Patachon, der Olsen-Bande und den Marx Brothers; ernste gehören dazu wie „Die zwölf Geschworenen“, „Panzerkreuzer Potemkin“ oder „Der Dritte Mann“, nach dem Roman von Graham Greene. Der englische Romanautor hat in das von ihm verfasste Drehbuch zur Verfilmung seines Buches eine Szene hineingeschrieben, die im Buch nicht vorkommt. Da ist der Journalist auf der Suche nach seinem verschwundenen Freund im Wien der Nachkriegszeit drauf gekommen, dass der – er wird von Orson Welles gespielt – mit gepanschtem Penicillin viel Geld verdient und viele Kinder getötet hat.

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Wort zum Tage | Mittwoch, 15. Februar

Kirche und Kino, so wie wir es im Augenblick auf dem Fest der Filme, der 62. Berlinale erleben, haben viel gemeinsam, vor allem, dass sie in vielen Fällen Partei ergreifen. Der Jesusfilm des Italieners Pasolini, „Das erste Evangelium“, zeigt Jesus von Nazareth inmitten der Armen seiner Zeit. Die Bibel ist in der Frage von Armut und Reichtum nicht neutral, sie ist entschieden auf der Seite der Armen, nicht auf der Seite der Armut. Die Armen und die Armut dürfen nicht verkitscht werden: mit schöner Nüchternheit sagte Tewje, der Milchmann, im Musical „Anatevka“: „Ich weiß, Herr, dass es keine Schande ist, arm zu sein – aber eine besondere Ehre ist es auch nicht.“ In einer bürgerlichen Welt, die das Jesuskind im Stall geboren sein lässt, aber größten Wert darauf legt, dass es „in reinlichen Windeln“ lag, ist nahe bei der Lüge. Es gibt dreckige Armut, an der nichts „heilig“ und nichts „rein“ ist. Sie zu beseitigen ist Christenpflicht, nicht ihr einen Heiligenschein zu verpassen.

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Wort zum Tage | Dienstag, 14. Februar

Zum gegenwärtigen Fest der Filme in Berlin, der Berlinale, fällt mir eine Bemerkung des amerikanischen Erzählers John Updike ein, die ich sinngemäß zitieren will: „Das Kino hat mehr für mein spirituelles Leben getan als die Kirche. Meine Vorstellungen von Glück und Schönheit stammen alle von der Leinwand.“ Da darf man John Updike widersprechen, doch eben erst, zu Weihnachten, hat mir sein Hinweis sehr geholfen.

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Wort zum Tage | Montag, 13. Februar

Die Berlinale, das Fest der Filme, wird seit dem vergangenen Wochenende in Berlin gefeiert. Nach dem weltweiten Weihnachtsfest, einem Lichtfest, nun das internationale Licht-Spielfest – Grund genug, in dieser Woche nach Berührungen und Zusammenhängen zu fragen, denn von den Bildern leben ja beide…
Zu Beginn will ich erzählen von Charlie Chaplins Stummfilm City Lights – Lichter einer Großstadt von 1931: Er erzählt die Geschichte des kleinen „Tramps“, der aufgrund eines Missverständnisses von einem blinden Mädchen, das am Straßenrand Blumen verkauft, für einen Millionär gehalten wird.

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Abendsegen | Sonntag, 22. Mai

Bevor Menschen vor Gott klagten und zu ihm beteten, haben sie vor ihm gesungen – Danklieder, Loblieder, Klagelieder. Aus dem großen Liederbuch der Bibel einige Zeilen des 91. Psalms:

Wer bei Gott zu Hause ist
und im Schatten des Herrn schläft
sage zu ihm: Du bist die Rettung für mich!
Ja, er ist es, der dich herausgezogen hat
wie aus der Schlinge eines Jägers.
Also musst du keine Angst haben vor dem Schrecken der Nacht.
Denn er hat seinen Engeln aufgetragen, dich auf immer zu schützen.
Sie tragen dich auf ihren Händen, damit deine Füße anstoßen nirgendwo!

Gott wird sie nicht aus seiner Hand gleiten lassen; er segne die Nacht und den Morgen.

Abendsegen | Sonnabend, 21. Mai

Ob es heute eine Gelegenheit zum Danken gab? Dank, Freiheit und Heiterkeit sind gute Geschwister. Das Danken zu lernen ist viel wichtiger als jede Moral, denn: Wer dankt, schlägt nicht. Wer dankt, benutzt nicht. Wer dankt, zerstört nicht.
Man hat gesagt: die Muttersprache des Dankes sind die Lieder und ist die Musik. Mit der Musik, und den Liedern kann unser Mund schon viel mehr als unser Herz kann. Ich weiß, notwendig und nützlich sind Lieder nicht…aber vielleicht kann man das Schönste im Leben nicht unter Nützlichkeit verrechnen. Küsse, Gedichte und Blumen zum Beispiel.
Der morgige Sonntag heißt „Cantate“ – Singet!

Der menschennahe Gott lasse sie mit einer Melodie einschlafen, sein Geist belebe sie mit guten Träumen und schenke ihnen einen strahlenden Sonntag.