Das Schlafzimmer oder noch besser: das Bett ist vielleicht der Ort im Haus, der am eindringlichsten Zeuge der entscheidenden und intimen Augenblicke eines Menschenlebens ist. Wir werden, zumindest im Regelfall, im Bett gezeugt und geboren, wir lieben dort, sind krank und sterben dort. Wir lachen, weinen, lesen und spielen im Bett. Wir suchen das Schlafzimmer und das Bett jede Nacht wieder auf. Wir finden dort die Ruhe im Schlaf oder liegen dort grübelnd, wach. Wir sitzen am Bett unserer Kinder und Kranken und versuchen ihnen nahe zu sein. Die Geheimnisse von Leben und Tod, Rührung und die Verwirrung darüber: im Bett und an ihm können wir ihnen am wenigsten entgehen.
Für mich waren die Betten das Zeichen der Virus-Krise, weiße Betten, gerollt, geschoben auf engen Fluren, hochgehoben in Zugabteile, Versuche der Rettung und Heilung. Lebensleidenschaft, Schwäche und fürsorgliche Bewahrung kommen in einem Bild zusammen. Kummer, Schmerz, Wut und Ohnmacht können uns beherrschen, aber auch Ergebung, Vertrauen und Zuversicht können uns stärken. Mein abendliches Zu-Bett-gehen ist bewusster geworden.
Unser Vater, schenke uns einen vertrauensvollen Schlaf und lass dein Angesicht leuchten über uns.