Carolin Emcke, Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, eine der klügsten Beobachterinnen des Landes, besuchte ein Konzert des russsischen Pianisten Grigorij Sokolov in der Berliner Philharmonie. Sie schreibt zu Sokolov : “…sobald er sich an den Flügel setzte, wurde es still. Ganz still. Kein Husten, kein Rascheln…Was so berührte an diesem Abend…war Sokolovs konzentrierte Versunkenheit.. dann fiel mir auf, wie selten das geworden ist: die gemeinsame Konzentration auf jemand anderen. Das stille Zuhören. Ohne Unterbrechung oder Ablenkung. Gut zweieinhalb Stunden saßen da 2000 Menschen und hörten zu. „Zuhören ist Hören in Verbindung mit Denken und Konzentration‘, sagt Daniel Barenboim, ‚“die meisten Menschen machen keinen Unterschied zwischen Hören und Zuhören.‘
Zuhören verlangt ein Sich-Einlassen auf das, was zu hören ist, was gespielt oder gesagt wird, es verlangt das Gehörte gedanklich mit nachzuvollziehen. Erst durch das Zuhören tritt das Eigene für einen Augenblick zurück und öffnet sich für eine… eine neue Welt.“
Danke an Carolin Emcke, was sie da „wahr genommen“ hat, ist so biblisch wie kaum anderes.
Um nichts anderes geht es uns mit diesen „Abendsegen“ und ihrem Zuhören…
Unser Vater, eine Woche mit vielen Gelegenheiten zum Zuhören kommt uns entgegen. Stärke unseren Schlaf, dass wir ausgeruht und aufmerksam sie wahrnehmen.
Quelle: Carolin Emcke, Zuhören, Kolumne, 29. Juli 2016, Süddeutsche.de Politik (Auszüge)
http://www.sueddeutsche.de/politik/2.220/kolumne -zuhoeren-1.3100330