Abendsegen | Freitag, 30.07.2010

Wär’ ich ein Buch zum Lesen, welche Art von Buch wär ich?
Eins, das noch nie da gewesen, wäre ich ein Buch für dich?
Wär ich ein Buch im Leben, würdest du mein Leser sein?
Bliebest du mir treu bis zum letzten Wort,
wie immer es auch heißt?
Ein Buch, das mit dir weint und lacht,
das dein Begleiter ist bei Tag und Nacht,
mit dir träumt und mit dir wacht.

Vor 40 Jahren, sang Dahlia Lavi von den Liebenden, die füreinander wie ein aufgeschlagenes Buch sind, in welchem sie voneinander lesen, „treu bis zum letzten Wort“. Ihr Lied erinnert an Gottes „Buch des Lebens“, in dem er unser Leben aus Liebe und Interesse aufgezeichnet
hat; nicht als Buch-Halter, sondern als Bewahrer unserer Tage, soll ich sagen, Zeile für Zeile, „treu bis zum letzten Wort, wie immer es auch heißt?“

Ich erbitte Gottes Segen für, alle, die heute zu hören bekamen, sie seien überflüssig; für alle, die heute keinen Schlaf finden, weil der Tag sie traurig gemacht hat; er stärke sie mit seinem Segen und bewahre uns alle in seinem segensreichen Buch des Lebens. (……).

Abendsegen | Donnerstag, 29.07.2010

Auf dieser Welt, behaupten Wissenschaftler, gibt es keine zwei identischen Sandkörner. Jede Schneeflocke vom Himmel sei einzigartig. Interessant unvorstellbar finde ich das. Die Klage, der Markt und ein paar mächtige Damen und Herren funktionieren oben, ich mache meinen Job unten, ein Tag ist wie der andere – die ist verbreitet. Aber es ist ein Abenteuer, die Welt anders zu denken: Nicht als ratterndes Getriebe im unveränderlichen Oben und Unten. Ich kann das nicht beweisen, aber mein Leben fühlt sich besser an, wenn ich die Sandkörner und die Kirschen nicht als Längstbekanntes sehe, sondern als Wunder ohne Wiederholung! Es macht mich froh, als Geschöpf dies Einzig-Sein in mir zu wissen! Wie das Einzig-Sein von Sandkörnern, Schneeflocken, von Geburten, Geborenen und – Tagen, wie der heute!

Gottes Segen durchziehe unser Leben, durchwirke unseren Schlaf wie mit Fäden aus Gold! (…..) Gott halte seine segnenden Hände über uns alle und gehe mit uns den schwierigen, schönen Weg durch die Zeit!

Abendsegen | Mittwoch, 28.07.2010

Es ist Abend geworden und ich denke darüber nach, was das für ein Tag war:
So viel Haarspalterei und Pingeligkeit, so viel Engstirnigkeit und Dickköpfigkeit, so viel Kurzsichtigkeit und Kleinkariertheit! Unglaublich!
Und doch: da war der Hausmeister, der nicht vergessen hat, dass er selber auch mal ein Kind war; und die Leiterin, die verstand, dass Kinder krank werden können, und die Aufsicht, die fünfe grade sein ließ, und der Tankwart, der die Leitungen noch einmal laufen ließ, obwohl er zugemacht hatte! Was war das für ein Tag: Launen und Lügen – Großzügigkeit und Nachsicht? Soll ich sagen: Mitten im Alltag werde ich an den Himmel erinnert?

Unser Vater beschütze sie alle mit seinem Segen, die Kinder, die uns Nerven kosten und unser Glück machen, die Großmütter und Großväter, die immer einspringen, wo es nötig wird, für alle, die geben und geben, ohne die Liebe zu verlieren! Er segne den Schlaf, stärke uns für den neuen Tag! Vom Karussell schenke er uns den Gleichmut, von der Schaukel den Schwung!

Abendsegen | Dienstag, 27.07.2010

„Das geht vorüber“. „Die Zeit heilt alle Wunden.“ „Die nächste Liebe kommt bestimmt.“ „Morgen sieht die Welt ganz anders aus.“ „Trink noch einen Schluck.“

Nein! Das sind keine Trostworte! Man mag das nicht hören, es ist wahrhaft trost-los! Schluss damit! „Trost“, das ist verwandt mit „treu“ und „trauen“, wie im Englischen „trust“ und „true“ – etwas, das Festigkeit gibt, Zuversicht, Beständigkeit. Wer Trost braucht, bittet um den Hirten, der bei der Wanderung im finsteren Tal mit uns geht. Er hört das Versprechen Gottes: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet!“. Trost ist – wenn wir das biblische Bild ganz ernst nehmen – die Muttermilch Gottes. Dieser Trost ernährt uns, stillt uns, macht vergnügt, lässt uns geborgen sein, macht uns – wie man so sagt – groß und stark. Und wir sind wieder bei Troste…

Gott schenke uns den Segen einer getrösteten Nacht; er komme zu den Kranken, den Bekümmerten, den Getrennten, zu uns allen. (….)

Abendsegen | Montag, 26.07.2010

In ihrem Erinnerungsbuch „Steine auf dem Küchenbord“ schreibt Astrid Lindgren, die schwedische Erzählerin für Kinder und auch für Erwachsene:

„Nein, offen gestanden glaube ich nicht an Gott. Freilich, wenn mein Vater noch lebte, hätte ich niemals gewagt, das auszusprechen, denn er wäre sehr traurig geworden.
Vielleicht ist es eine Schande, dass ich Gott leugne, weil ich ihm ja trotzdem so oft danke und zu ihm bete, wenn ich verzweifelt bin.“

An Gott glauben – nicht an Gott glauben: Wäre es nicht sinnvoller, wir unterschieden zwischen jenen, die sich durch nichts mehr beeindrucken lassen und anderen, die täglich auf ein Wunder warten?
Gottes Segen schenke uns das Wunder eines Wortes, das uns beruhigt, des Schlafes, der uns behütet, der Ruhe, die uns in dieser Nacht birgt und umgibt.

DAS WORT 11. Juli 2010 radioBerlin 88,8. 9.50 Uhr

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
Jesaja 43,1

„Hab keine Angst! Du bist nicht allein. Ich bin doch bei dir!“ Wie klingen diese Worte in Ihren Ohren? Was ist das für eine Stimme, die so redet?
Ich finde, es sei die Stimme einer Mutter, die ihr weinendes Kind tröstet. Das Kind ist in der Nacht aufgewacht. Es ist so dunkel. Und das Kind spürt: Ich bin allein. Es denkt: Vielleicht sind die Eltern fort, für immer fort? Und vielleicht wird es niemals wieder hell! Und es beginnt zu weinen. Aber dann hört das Kind diese Stimme: Hab keine Angst. Ich bin doch bei dir. Es ist alles gut!“ Und das Kind lässt sich die Tränen abwischen und trösten. So höre ich dieses biblische Wort.

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Israelsonntag 2010 | Die Welt ist eine schmale Brücke, es kommt darauf an sich nicht zu fürchten.

Aus dem Inhalt:

»Gen Zion in sein Zelt«
Jerusalem und Zion in den Liedern des Evangelischen Gesangbuchs
Lorenz Wilkens

Musik und Bibel – Figuren, Motive, Themen und Texte
Helmut Ruppel

Liturgie für den Gottesdienst am 10. Sonntag nach Trinitatis – Israelsonntag
Helmut Ruppel

Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Erscheinungsdatum: 2010. Die komplette Predigthilfe können Sie im Volltext als PDF herunterladen: Israelsonntag 2010 (pdf)