Die beiden Frauennamen Pua und Schifra sind in der blitzenden glitzernden Medienwelt kaum bekannt, zwei ungehörte Namen, aber unerhört ist die Geschichte, die sich hinter ihnen verbirgt. Sie spielt in der Bibel, im alten Ägypten. Die Israeliten, wichtige Wanderarbeiter im Wohlstandsreich am Nil, haben das Recht bekommen, sich überall anzusiedeln, das mächtige Reich braucht sie als Fachkräfte -und sie werden mehr und mehr. Der Herrscher, der Pharao, bekommt Angst vor ihrer wachsenden Größe und möglicherweise ihrem Einfluss. Vielleicht kommt es zu einem Krieg und sie verbünden sich mit dem Gegner? Der Pharao beschließt, ihren Lebensnerv zu treffen, ihnen die Zukunft zu nehmen: Alle männlichen Säuglinge sollen getötet werden. Undwer soll das tun? Die Hebammen. Pua und Schifra sind Hebammen.
Monat: März 2019
Worte auf den Weg | Freitag, 22. März 2019
Zwei sehr unterschiedliche Männer diskutierten vor kurzem in der Katholischen Akademie Dresden-Meißen ein herausforderndes Thema zur Europawahl – es ging um das Motto: „ Ich hasse nicht zurück!“ Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg, und Gregor Gysi, Spitzenstimme der europäischen Linken, saßen dabei auf dem Podium. Das Thema brachte Gysi zu der bewegenden Formulierung: „Meine Feinde lieben, wie Jesus gesagt hat, kann ich nicht. Aber: Ich hasse nicht zurück, lieber Herr Bischof .“
„Du sollst deinen Feind lieben“, diesen Satz hat Jesus uns ins Stammbuch geschrieben. Er hat ihn selbst gelebt wie auch viele andere tapfere Menschen, die in dieser Haltung starben. Jede und jeder von uns weiß, wie schwer uns schon Vergebung fällt, sogar gegenüber Menschen, die wir gern haben. Wie soll das dann gehen und aussehen: die Feinde lieben. Meine Gefühle sind gegenüber dem Feind ganz anders als gegenüber dem Freund. Ich lüge mir etwas vor, wenn ich so tun würde: Ich habe Sympathiegefühle für dich, komm her, lass dich umarmen!
Worte auf den Weg | Donnerstag, 21. März 2019
Ein Leitwort des Europawahl-Kampfes heißt: Gerechtigkeit! Zu Recht, denn die Menschen wollen wissen, welche Gestalt Gerechtigkeit, Großzügigkeit und Solidarität annehmen müssen, damit wir eine menschliche Gesellschaft bleiben. Gerechtigkeit – an eine biblische Tradition will ich erinnern, die aufstrahlt in folgendem Wort: „Ein Gerechter ist wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht ohne Wolken, wenn vom Glanz nach dem Regen das Gras aus der Erde wächst. “ Das heißt: Gerechtigkeit macht schön!
Die Bibel hat den Mut, Schönheit und Gott nicht zu trennen: „Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes, Licht ist sein Kleid.“ Die Schöpfung ist schön, die bezaubernde Schönheit der Rosenblüte, die Blütenblätter des Storchenschnabels, das tiefe Blau der Clematis, sie alle sind schön im Zusammenspiel von Regen und Licht. Das Zusammenspiel macht auch die Schönheit zwischen Menschen aus: „Brich dem Hungrigen dein Brot, dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte.“ Gerechtigkeit lässt Menschen, die teilen, schön werden…
Worte auf den Weg | Mittwoch, 20. März 2019
In wenigen Wochen ist sie da, in diesem Jahr mehr beachtet als sonst, in der Vergangenheit reichlich unpopulär, dabei enorm wichtig – die Europawahl am 26. Mai. Eine Stimmung genereller Gereiztheit bildet den Hintergrund für antieuropäische Propaganda.
Verdrießlichkeit, das Gefühl, das alles schlechter wird, lautstarke Misstrauensbewegungen wollen die öffentliche Stimmung regieren. Fremdenhass plagt den Kontinent. Nun ist die Geschichte der Deutschen aus den unterschiedlichsten Herkünften zusammengewürfelt, doch ständig ertönt der Ruf nach Einheit und Reinheit und (Feinheit?) der Nation.
Worte auf den Weg | Dienstag, 19. März 2019
In der kirchlichen Tradition sind die gegenwärtigen Wochen bis zum Osterfest eine Zeit des „Fastens“. Das Fasten hat sich längst von seiner christlichen Begründung gelöst. Fasten ist im öffentlichen Gespräch; Apothekenzeitschriften werden zu Lebensratgebern; Fasten gilt als Heilmittel und wichtige Form der Gesundheitsvorsorge.
Ein Blick in die Bibel lehrt uns, dass auch Jesus aus Nazareth gefastet hat, nur einmal, dann aber gleich richtig: 40 Tage fastete er! Warum tat er sich das an, ein ganz gewöhnlicher Synagogengänger? Der nie die geistliche Versenkung suchte, sondern immer da auftauchte, wo etwas los war. Er war beileibe kein Kostverächter, „Fresser und Weinsäufer“ nannten ihn einige im Lande. Dann ließ er noch die Jünger Ähren abreißen für ein pastorales Elementarmüsli auf freiem Felde, und das alles am Schabbat, an dem ernten ja nicht erlaubt, zumindest umstritten war. Er begann im Übrigen sein öffentliches Wirken mit 600 Litern gutem Wein bei einer dörflichen Hochzeit, so weiß es das Johannesevangelium. Hätte es nicht auch ein einfacher Landwein getan?
Worte auf den Weg | Montag, 18. März 2019
Die Großmutter ist mit dem Enkelkind auf dem Spielplatz. Sie ist eine aufmerksame Person. Immer wieder blickt sie von ihrem Buch auf und vergewissert sich: die Enkelin buddelt im Sandkasten. Wieder ein Blick. Jetzt ist sie plötzlich weg. Auf der Rutsche ist die Kleine nicht und auch nicht dort hinten an der Schaukel. Jetzt wird die Großmutter unruhig. Rasch durchkämmt sie den Spielplatz. „Haben sie mein Enkelkind gesehen, lange Haare, roter Pulli?“ Die anderen Erwachsenen schütteln den Kopf. Jetzt kommt Panik in ihr auf. Das Tor auf der anderen Seite des Spielplatzes ist halb geöffnet, dahinter die vierspurige Straße. Sie läuft los, erreicht das Tor. Nichts, keine Enkelin. Vor ihrem Auge entstehen die schrecklichsten Bilder. Scharfe Autogeräusche…Da zupft es von hinten an ihr, sie dreht sich um. Hinter ihr steht, mit großen Augen, die Kleine. Gott sei Dank! In einem Moment fällt ihr die Last vom Herzen.