Abendsegen | Sonntag, 16. August

Zum Wochenbeginn eine Geschichte aus dem 18. Jahrhundert von Johann Peter Hebel, Pfarrer, Erzähler und Erzieher, verehrt von Goethe bis Brecht und Bloch. “Dankbarkeit“ nennt Hebel
seine Geschichte:
„In der See-Schlacht von Trafalgar (1805), während die Kugeln sausten und die Mastbäume krachten, fand ein Matrose noch Zeit zu kratzen, wo es ihn biss, nämlich auf dem Kopf. Er streifte mit Daumen und Zeigefinger an einem Haar herab und ließ ein armes Tierlein auf den Boden fallen. Aber indem er sich bückte, um dem Tierlein den Garaus zu machen, flog eine feindliche Kanonenkugel über den Rücken hinweg, paff, in das benachbarte Schiff. Da ergreift den Matrosen ein dankbares Gefühl und überzeugt, dass er von dieser Kugel zerschmettert worden wäre, wenn er sich nicht nach dem Tierlein gebückt hätte. hob er es wieder auf und setzte es wieder auf den Kopf. „Weil du mir das Leben gerettet hast, aber lass dich nicht ein zweitesmal erwischen, dann kenne ich dich nimmer!“

Unser Vater in den Himmeln, segne unseren Schlaf. Hilf uns, in der neuen Woche Situationen der Dankbarkeit wahrzunehmen und sie auszusprechen.

Quelle: Johann Peter Hebel, Gesammelte Werke, Bd. 3, Wallstein Verlag Göttingen 2019, 391