Abendsegen | Dienstag, 15. Dezember

Der Schweizer Pfarrer und Autor Kurt Marti ist 96 Jahre alt geworden. Mit 86 verlor er seine Frau und zog sich zurück und lebte in einem Pflegeheim. Er blieb ein kritischer Denker. 92jährig schrieb er: „Hier in meinem Pflegeheim tut man vieles, um uns zu aktivieren. Doch wenn man mich fragt, kann ich nur antworten: Ich möchte nicht aktiviert, ich möchte in Ruhe gelassen werden.“

Ein so sympathischer Kontrast zu der „Anti-Aging“ -Industrie, den nordicwalkenden Alten, den Dauerfitten, die auf Fahrädern über die Alpenpässe strampeln und die Stadtmarathons bevölkern.

Warum soll man mit über 90 aktiv und sportlich sein? Muss man denn leistungsstark ins Grab fallen?  Im selben Brief schrieb Marti:„ Alles hat seine Zeit. Für mich heißt das: Reden, Schreiben, Friedenskampagnen ankurbeln, hatten ihre Zeit. Jetzt ist es Zeit zu schweigen, aus dem öffentlichen Diskurs zu verschwinden.“ Vier Jahre später, mit 96 Jahren, starb er – aktivierungsresistent, aber weise! Gott sei Dank!

Unser Vater in den Himmeln, schenke uns einen bekömmlichen Schlaf und segne unseren Mut zum Altwerden; Halte deine Hand schützend über uns und nimm die Angst vor dem, was noch kommen mag.