Abendsegen | Mittwoch, 29. 12.

„In der Ruhe liegt die Kraft“, mit diesem Werbespot hat mir vor Jahren ein Konfirmand auf die Frage nach der Sonntagsruhe geantwortet. „In der Ruhe liegt die Kraft“ – ich war verblüfft, genau dieser Knabe war ein ziemlicher Zappelphilipp. Wusste er insgeheim, was ihm fehlte?

Die Tage zwischen den Jahren können sehr stille sein. Die Ereignisse der vergangenen Monate ziehen vor unseren Augen vorüber: Der Tod hat einen geliebten Menschen von uns genommen, ein naher Verwandter ist schwer erkrankt, ein Kind wurde geboren, die Enkelin kam zur Schule, die Großeltern sind ein wenig „durcheinander“ geworden. Zur Pandemie ist alles gesagt, nur noch nicht von allen. Wann gibt es für die Querdenker eine Mindestzeit, in der sie wirklich denken? Was das neue Jahr bringen wird, weiß niemand.

In den Wirren des 30jährigen Krieges, um 1640, dichtete Georg Neumark:
„Man halte nur ein wenig stille, und sei doch in sich selbst vergnügt, wie unsers Gottes Gnadenwille, wie sein Allwissenheit es fügt, Gott, der uns sich hat auserwählt, der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt“. (Ev. Gesangbuch 369)

Ich weiß sehr wohl, manchmal helfen nur Lärm und Lautsein, es gibt Lebenslagen, da hat die Stille den längeren Atem, die größere Reichweite und die bessere Perspektive.

Unser Vater, deine Liebe schütze unseren Schlaf, dass wir morgen unsere Talente nutzen können, unsere Freundschaften behüten und die Würde unserer Nächsten bewahren – vernehmbar und still.