In der Oper „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss hat die Figur der Marschallin alle Sympathien des Publikums: Sie ist eine alternde Frau, die einen sehr jungen Mann liebt und ihre furchtbare unbesiegbare Feindin ist keine jüngere Frau, sondern die Zeit. Von ihr singt sie:
„Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding. Wenn man so hin lebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie. Sie ist um uns herum, auch in uns drinnen. Manchmal steh ich auf mitten in der Nacht und lass sie alle, alle stehn. Allein, man muss sich auch vor ihr nicht fürchten. Auch sie ist ein Geschöpf des Vaters, der uns all erschaffen hat.“
Das Jahr hat seinen vollen Lauf längst aufgenommen; für uns heute ist die Lebensbeschleunigung durch multimediale Dauerkommunikation zum Problem geworden. Viele leben online, reagieren und entscheiden unablässig. Mich würde eine heutige Inszenierung des „Rosenkavaliers“ sehr interessieren. Von der Bibel her weiß ich, dass es ein Wort für „Zeit“ nicht gibt, das wichtigste Wort ist „heute“, das im Hebräischen „hajom“ „der Tag“ heißt. Und der steht in Gottes Händen. Sie haben völlig recht, verehrte Frau Marschallin.
Unser Schöpfer, ich danke dir, dass du diesen Tag zu Ende gebracht hast. Lass uns in Freiheit unter deinem Schutz schlafen.