Der erste Tag der Arbeitswoche kommt an sein Ende. Wir sind Menschen begegnet, den leuten im Haus, haben endlich mal wieder mit der Freundin telefoniert und herumgehört, wie es hier und da mit Corona steht und dem Leben so allgemein. Es könnte sein, dass auch wir zu dem Schluss kommen, den die Dichterin Marie-Luise Kaschnitz zieht in ihrem Gedicht „Ziemlich viel Mut“.
Sie schreibt:
„Ich finde doch, dass ziemlich viel Mut in der Welt ist…wenn man bedenkt, dass es gar niemand gibt, der nicht seine Sorgen hätte, zumindest diese: Kind, was wird dir geschehen?
Und wir wissen doch alle, wie sehr misstrauen dem Dach über unserem Kopf und der Erde unter unseren Füßen…Und doch habe ich heut gesehen, wie einer die Buche pflanzte, den dürren Stecken…Den ganzen Tag habe ich Lastwagen fahren sehen voll Bretter und Schwellen, voll Balken und roter Ziegel. Ich sah mein eigenes Gesicht im Spiegel, als ich fortging, dir zu begegnen. Wie war es voll Freude.“
Unser Vater, segne unseren Schlaf mit der Gewissheit, dass auch morgen uns der Mut für einen neuen Tag stärkt und anfangen lässt.
Quelle: Marie-Luise Kaschnitz, Ziemlich viel Mut in der Welt, Gedichte und Geschichten,, Insel Verlag, Frankfurt a. Main 2002, 158