Worte für den Tag / Worte auf den Weg | Mittwoch, 12. April 2023

Kaum zwei Tage liegt das Osterfest hinter uns und man meint, es sei alles wie vorher. Denn nicht immer kann man an die Auferstehung glauben. Nicht immer hat man den Mut zur österlichen Freude. Die kann einem vergehen mit Putins menschenfeindlichem Krieg gegen das ukrainische Volk. Deshalb: „Ostern“ – Zwar war Jesus war nach der Katastrophe des Karfreitag seinen Jüngern erschienen. Und doch: Ostern ist nicht das Happy-End einer furchtbaren Geschichte – Risse, Wunden, Schmerzen bleiben. Der Zweifel, die Skepsis auch. Die Bibel weiß es sehr genau:
Als Jesus den Jüngern erscheint, ist einer nicht dabei, er heißt Thomas. Die Jünger sind voll Trauer. Sind sie einem Irrlehrer auf den Leim gegangen? Haben sie Familien und ihre Arbeit für nichts und wieder nichts verlassen? Ihr Vertrauen in dies „Jesus-Projekt“ verloren. Erwartung des Gottesreiches?
Das war wohl gestern…Sie sind drauf und dran depressiv zu werden. Sie…, wie sagen wir?, machen zu. Da tritt Jesus in ihren Kreis, wendet sich ihnen zu voll Liebe und Wärme und spricht: „Schalom l’cha – Friede sei mit euch!“ und überwindet ihre Depressionen, nimmt ihnen die Ängste.

In der Gruppe fehlt einer: Thomas. Die Freunde berichten ihm, aber er will nicht glauben, was andere glauben. Seine Skepsis bleibt. Aber auch auf Thomas geht Jesus zu, würdigt seinen Widerstand, seine Sehnsucht, glauben zu wollen und es nicht zu können. Skepsis heißt auf Deutsch: Genau hinsehen.
Das schenkt ihm Jesus. Thomas sieht die Wundmale und ist überzeugt: Jesus ist im Leben.
Thomas ist kein ungläubiger Jünger, er erinnert uns an die Tugend der Skepsis, sie deckt Verblendung auf und schönen Schein, sie schärft das Gewissen und festigt den Glauben. Glaube und Zweifel sind keine Gegner, sondern Geschwister. Eine Ostererfahrung – Dank! Thomas!