Worte für den Tag / Worte auf den Weg | Freitag, 14. April 2023

Heute liegt die Katastrophe von Karfreitag eine Woche hinter uns. Das entsetzliche Sterben ihres Lehrers und Freundes Jesus von Nazareth hat viele aus seiner nahen Umgebung völlig ratlos, verwirrt und schockiert in ihr Leben zurückgeworfen. Einige fingen wieder an mit dem Fischer-Beruf, den sie vor dem turbulent-radikalen Abenteuer mit Jesus ausübten, andere wandern wie wie benommen in ihre Heimatorte, weg von Jerusalem. Eine nahe Freundin sucht nach seinem Grab, ein treuer Weggenosse schließt sich völlig ein, alle sind ohne Orientierung, wirken wie verwaist.
Einzig das Johannes-Evangelium, zwar Jahrzehnte später geschrieben, hält doch eine Erinnerung wach, die tief anrührend ist: „Es standen bei dem Kreuz Jesus seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Da sah Jesus seine Mutter und den Jünger, den er liebte, dastehen und sagte zu seiner Mutter: „Frau, hier ist dein Sohn“ Dann sagte er zum Jünger: „Hier ist deine Mutter“ Und von da an nahm der Jünger sie zu sich.“
Der Erzählung nach nahm er noch einen Schluck Essig und sagte: “ ‚Es ist vollbracht.‘ Er senkte den Kopf und gab den Geist auf.“

Diese letzte, berührende Szene zeigt noch einmal, worin die Sendung Jesu besteht. Jesus‘ Mutter und der Lieblingsjünger werden nach dem Tod verwaist zurückbleiben. Die Lücke, die der Verlust des Sohnes, der Verlust des geliebten Meisters, reißt, wird nicht zu schließen sein. Doch verweist Jesus die beiden aufeinander. Und so bleiben die beiden nicht allein in ihrem Schmerz und ihrer Trauer. Noch im Sterben zeigt Jesus, dass sein Auftrag die Liebe ist, die Freundschaft, die Gemeinschaft, die Menschenfreundlichkeit. Nicht alles Unglück auf der Welt ist zu verhindern. Aber kein Mensch soll im Unglück allein und verwaist sein. Wir sind von Jesus aneinander gewiesen. Als Geschwister, als Gefährtinnen und Gefährten sollen wir einander begegnen. Keiner soll allein bleiben, wenn Unglück und Schmerz ihn treffen. So erfüllen wir den Willen Jesu. Wer seinen Nächsten liebt, der liebt auch Jesus, der liebt auch Gott. Denn wer liebt, in dem ist Gott gegenwärtig.