Worte zum Tage | Sonnabend, 18. Februar

Das Lachen findet im Gesicht statt. Zuerst wird es sichtbar im Feld der Augen, in der vielfältigen Szene der Miene, die Gesichtszüge werden hell, klar und leuchtend, die Augen blitzen, funkeln; die Wangen wölben sich, der Mund öffnet sich, die Zähne blinken in weißer Reihe – das Lachen ist zu hören, ein wenig später als es gesehen wird; das Hörbare sind Tonstöße, das kichert, schallt, lärmt, dröhnt. Andere Körperteile werden berührt, das Lachen erschüttert das Zwerchfell, hebt die schwersten Bäuche; die Leute biegen sich vor Lachen, lachen sich krumm oder tot, halten es aber für gesund…im Lachen schwindet irgendwie das lastende Gewicht der Dinge, es kommt ein Schweben in den Druck der Realität…
Ich denke an einen Spaßmacher großer alter Schule, den italienischen Komiker Roberto Benigni, in seinem traumhaft schönen Film „La vita e bella“ – „Das Leben ist schön“. Ohne den Film nachträglich taufen zu wollen – schon der Titel übersetzt wunderbar das Wort „Evangelium“, seine Behauptung ist biblisch ungeheuerlich, denn der Film spielt in der Hölle, einem Vernichtungslager, in das ein jüdische Paar mit kleinem Sohn eingeliefert wird. Der Vater spielt, um das Kind von der Hölle abzulenken, nur Kasperstückchen. Alle grausamen Ereignisse verwandelt er für seinen Jungen in Teile eines Spiels, Hauptgewinn: Ein großer amerikanischer Panzer. Dazu gehören brüllende SS-Kommandos, die der Vater,
der gar kein Deutsch kann, seinem Sohn vollkommen verdreht übersetzt, Die Amerikaner nähern sich dem Lager, es gibt ein turbulentes Durcheinander, der Vater versteckt den Jungen, wird aber selber, als weiblicher Häftling verkleidet, gefangen und abgeführt, seinem Sohn auch dies als Teil des lustigen Spiel vorführend. Ein amerikanischer Panzer fährt durchs Lagertor, der Kleine verlässt sein Versteck, findet die Mutter und schreit ihr fröhlich das Ergebnis des Spiels entgegen: „Abbiamo vinto – wir haben gewonnen!“
Das kann also der Film: Eine neue Realität herstellen! Der Vater kämpft gegen die dumpfe Wirklichkeit und hebt sie aus den Angeln. „Schicksal“ ist kein biblisches Wort; „Die Würfel sind gefallen“ ist kein biblischer Satz – dieser Film trotzt der Unmenschlichkeit Leben ab! „Das Leben ist schön“ – er kam in der Adventszeit 1998 ins die Kinos, ein großer Weihnachtsfilm!