Wort für den Tag | Montag, 30. Juli 2012

Eines Menschen zu gedenken bedeutet, Gott zu danken für das, was er uns mit diesem Menschen geschenkt hat.
Ich möchte Gott für das Leben und Werk Janusz Korczaks danken, des Kinderarztes aus Warschau, der sich von der Not der ihn umgebenden Kinder anrühren ließ, seine hoffnungsvolle Medizinerkarriere abbrach, um Leiter eines Waisenhauses zu werden. Er teilte das Elend der jüdischen Kinder bis zum gemeinsamen Weg in die Gaskammern von Treblinka. Das geschah am 5. oder 6. August 1942; so gedenken wir des 70. Todestages Janusz Korczaks und der Kinder.

Korczaks ganze Hingabe galt den Kindern. Wer seinem Lebenszeugnis folgt, kann entdecken, dass er über Kinder in einer Weise redet, die sich deutlich abhebt von vielem, was damals gang und gäbe war. Und Korczaks Stimme hat bis heute nicht an Aktualität verloren.
Ich beginne mit dem Elementaren: Jedes Kind hat um Gottes willen ein Recht auf unbedingten Schutz! Und: Jedes Kind hat ein Recht auf Achtung!
Das Elend von Kindern auf dieser Welt ist immer noch unvorstellbar groß. Die Mehrzahl aller auf der Welt lebenden Kinder muss – arbeiten: als Bettler und unbezahlte Hilfskraft, in Fabriken und auf Märkten, in Bergwerken und Bordellen – ausgebeutet, geschunden und um die Kindheit betrogen. Diese Nachrichten lähmen und mit der Zeit gewöhnen wir uns daran.
Aber gerade angesichts solchen Widerstandes, der sich in uns aufbaut, hilft das Lebenszeugnis Janusz Korczaks. Er würde sagen: „Entscheide dich für das, was du tun kannst, und dann tu’s!“ Korczak konnte das Elend der jüdischen Kinder unter der Naziherrschaft nicht beseitigen, aber er tat, was er tun konnte. Er hätte sagen können: „Das ist doch alles nur ein Tropfen auf einen heißen Stein.“ Aber er gibt diesen Tropfen, den er mit seinem Lebenswerk geben kann. Als der Abtransport seiner Kinder in die Gaskammern bevorsteht, hätte er noch fliehen können, doch er gibt sein Leben, um die ihm Anvertrauten bis ans Ende zu trösten.
Eine jüdische Weisheit sagt: „Wer einen Menschen am Leben erhält, dem wird es angerechnet, als habe er die ganze Welt am Leben erhalten.“
Janusz Korczak – wir gedenken seines Lebenszeugnisses.