Es ist Freitagabend und für die jüdische Gemeinde hat der Schabbat begonnen. Der Londoner Rabbiner Lionel Blue erzählt vom Segen, den er in seiner Kindheit von den Großeltern empfangen hat.
„Als Kind empfing ich jeden Morgen zwei Segen, zu Hause und in der Schule. Der morgendliche Segen bedeutete mir viel: Mein Großvater drückte mich an sein Zwerchfell und betete in tröstlichen Worten: ‚Breite Deinen Tempel des Friedens über ihn aus…Engel und Erzengel seien zu seiner Rechten und zu seiner Linken.‘ Und aus der Küche bekräftigte meine Großmutter mit einem seufzenden ‚Amen, Amen‘.
In der Schule war der Segen anderer Art. Wenn ich mich gut betragen hatte, würde mich eine sittenstrenge Gottheit aus fernen Himmeln segnen…
Doch muss ich immer an Opa und Oma denken und ihre rührenden Segenssprüche, die mir viel lieber gewesen sind.“
Gott segne uns und behüte uns, er berge uns im Mantel seines Trostes und umarme uns in unserer Not.
Lionel Blue, Das Blaue vom Himmel, Herder Freiburg,1989