Fest der Schafschur auf dem Karmelgebirge im Norden Israels – unruhige Herden, Geschrei der Hirten und Scherer, Wüstenstaub, Geblöke, Wollberge, siedende Fleischkessel – ein Festtag! Eingeladene und Nichteingeladene sind da, auch desolate Gestalten, zehn Männer eines umherziehende Bandenführers namens David, König will er oder soll er werden, dieser David. Seine Leute verlangen ein Entgelt vom Fest, haben sie doch die Herden beschützt, vielleicht ein kleines Schutzgeld?
Der Herr des Festes heißt Nabal, reich, plump, dumm; seine Frau Abigajil. Von ihr sagt die Bibel, sie sei von „klugem Verstand und schöner Gestalt.“ Als Nabal die Leute Davids boshaft vom Fest jagt, ist Abigajils Stunde gekommen: Sie erkennt die tödliche Gefahr einer möglichen Rache Davids an ihrem Ehetölpel – ohne ihn zu fragen, belädt sie blitzschnell einige Esel mit einer atemberaubenden Palette feinster Delikatessen – 200 Brote, 2 Schläuche Wein, 4 zubereitete Schafe, 5 Maß Röstkorn, 100 Rosinen- und 200 Feigenkuchen – für einen beleidigten Herrn die rechten Präsentkörbe…Sie zieht ihm entgegen und beide treffen unvermittelt aufeinander: Der verwegen-verführerische Jüngling David samt Soldateska, und die Schöne Abigajil mit dem mobilen Büffet. Schnell nimmt sie alle Schuld auf sich, ihr Mann Nabal ist eben wie schon der Name sagt einfach zu dumm. Wäre sie da gewesen, die Zurückweisung wäre nie, nie passiert. Und schon ist der Umschwung geschafft! Jetzt beginnt sie zu spielen, diplomatisch, redegewandt, klug. Er, David, wolle schließlich König werden, was Gott doch schon beschlossen hat. Er muss dieser Berufung gerecht werden, sich nicht als Wüstenraubautz aufführen ohne Manieren! Abigajil versteht Davids Lage besser als er sie selbst. So eine entwaffnend charmante Politikberatung samt Königszusage hat er noch nie erlebt. Und so lässt sie ihn auf den von ihr entfalten Weg zum Thron gleiten – ob er es gemerkt hat? Und die exzellente Diplomatin schärft ihm zum Schluss ein: Geht das alles gut und er wird König, möge er sich am Ende auch an sie erinnern… Das allerdings kritisieren die jüdischen Schriftgelehrten scharf: Sie war zu diesem Zeitpunkt noch verheiratet!
Ach, Diplomatie, Anmut, Klugheit, Politik – was biblischen Frauen doch alles gelingt! Nur biblischen…?