Worte für den Tag | Mittwoch, 4. April 2018

Einer der wirkungsvollsten Prediger der Botschaft von Jesus von Nazareth, der Apostel Paulus, preist seine Botschaft, sein Evangelium als eine verrückte Idee an, die viel klüger sei als das, was sonst auf der Welt als klug gilt. Er beschreibt dabei sich selbst als Narren und zwar reichlich ironisch und sarkastisch wie es sich Christen heute nicht mehr trauen. Und die Tradition der Narren geht weiter: Dietrich Bonhoeffer trug sein Lieblingsbuch immer mit sich: „Don Quichote de la Mancha“, ein Buch über einen völlig verrückt gewordenen spanischen Adligen, vor 300 Jahren geschrieben. Don Quichote hatte den Verstand verloren, weil er zu viele Ritterromane gelesen hatte. Nun zieht auch er als Ritter durch die Lande – dabei ist das Rittertum längst vorbei – ein umgestülpter Topf dient ihm als Helm und ein alter Klepper als Schlachtross. Sein Knappe Sancho Pansa hat den Wahnsinn seines Herrn zwar längst durchschaut, zieht aber dennoch treu mit.

Don Quichote und Sancho Pansa sind Narren. Ihre Abenteuer sind wilder Slapstick ohne Tiefgang. Und doch entwickeln die starken Bilder dieser Geschichte eine bezwingende Kraft.

Der daraus sprichwörtlich gewordene Kampf gegen Windmühlen steht für den verzweifelten Kampf gegen übermächtige Kräfte, falsche Feinde, eingebildete Gefahren. Der fahrende Ritter möchte Witwen, Waisen und Jungfrauen schützen, fällt dabei aber erstmal selber vom Pferd. Mit jedem lächerlichen Auftritt Don Quichotes wächst unser Respekt vor seinem Hang zum Guten, zum Edlen, zum Ritterlichen. Don Quichote und Sancho Pansa verlieren zwar immer, ziehen aber trotzdem jedesmal als Helden vom Platz, weil sie ohne Falsch und Trug sind.

In einer Welt von Verrat, Hinterlist, Ehebruch und allen Gemeinheiten liebt der Titelheld die Blume aller Frauen, Dulcinea, die er nie sieht, denn es gibt sie gar nicht. Und trotz aller Lächerlichkeit dieser Liebe ist und bleibt sie großartig und erhaben, und Don Quichote wird am Ende ein wirklicher Ritter, wirklicher als je ein echter Ritter war. Genau deshalb!

Auch das Christliche hat manchmal Närrisches an sich, macht sich lächerlich, wird zum Gespött der Leute. Da glauben wir Menschen an Gott, den man nicht sieht, hoffen auf ewiges Leben, das wir nicht beweisen können. Lächerlich für andere. Aber das macht nichts: Man kann getrost zum Don Quichote werden, zum Sancho Pansa. Da ist man in guter Gesellschaft.