Worte auf den Weg | Dienstag, 19. März 2019

In der kirchlichen Tradition sind die gegenwärtigen Wochen bis zum Osterfest eine Zeit des „Fastens“. Das Fasten hat sich längst von seiner christlichen Begründung gelöst. Fasten ist im öffentlichen Gespräch; Apothekenzeitschriften werden zu Lebensratgebern; Fasten gilt als Heilmittel und wichtige Form der Gesundheitsvorsorge.

Ein Blick in die Bibel lehrt uns, dass auch Jesus aus Nazareth gefastet hat, nur einmal, dann aber gleich richtig: 40 Tage fastete er! Warum tat er sich das an, ein ganz gewöhnlicher Synagogengänger? Der nie die geistliche Versenkung suchte, sondern immer da auftauchte, wo etwas los war. Er war beileibe kein Kostverächter, „Fresser und Weinsäufer“ nannten ihn einige im Lande. Dann ließ er noch die Jünger Ähren abreißen für ein pastorales Elementarmüsli auf freiem Felde, und das alles am Schabbat, an dem ernten ja nicht erlaubt, zumindest umstritten war. Er begann im Übrigen sein öffentliches Wirken mit 600 Litern gutem Wein bei einer dörflichen Hochzeit, so weiß es das Johannesevangelium. Hätte es nicht auch ein einfacher Landwein getan?

40 Tage fasten – warum tut Jesus sich das an? Ich vermute, um Hunger zu bekommen, so richtig Hunger, Hunger, der geradezu wehtat. „ Als er vierzig Tage und Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger “, sagt die Bibel. Hunger worauf, wonach? „Er zog in ganz Galiläa herum und heilte alle,“berichtet sie. Von überall her kamen sie, die Angsterfüllten und Enttäuschten, die Ausgebrannten und Obdachlosen, die Kranken mit allem, was sie beschwert. Nein, schlanker wollte Jesus nicht werden. Aber sensibler , offener für das, worauf es ankam. Nein, abnehmen wollte er nicht, sondern zulegen. Zulegen an Solidarität mit jenen, die nichts hatten, worauf sie hätten fastend verzichten können. Es geht beim biblischen Fasten nicht um schmalere Hüften, sondern um ein breiteres, weiteres Leben, um ein im tiefsten Sinne des Wortes unbeschwerteres Leben.

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