Abendsegen | Sonnabend, 9. Mai

Der morgige Sonntag trägt den Namen „Cantate“, zu deutsch „Singet“. Die Muttersprache des Dankes sind die Lieder und ist die Musik. Danken ist nicht ganz leicht. Wer dankt, schlägt nicht. Wer dankt, benutzt nicht. Wer dankt, zerstört nicht. In den Liedern kann unser Mund oft viel mehr, als unser Verstand schon kann. Und manchmal schleifen die Lieder das müde Herz hinter sich her, bis es wieder auf eigenen Füßen stehen kann. Über das ewige Leben weiß man nichts, nur, dass die Lieder und die Musik die Vorspiele dazu sind, sagt der kluge Kirchenvater Augustinus. Dass man eine Predigt Vorspiel des ewigen Lebens genannt hat, ist mir nicht zu Ohren gekommen. Dagegen gibt es unter den Musikfreunden eine große Zahl, die ich die Bach-Christen nennen würde.

Als den Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften für ihren herausragenden Kampf gegen Krankheit und Tod in der Virus-Krisis gedankt wurde, geschah es mit Musik. Nicht peinliche Worte mächtiger Präsidenten dankten, sondern Violinen, Trompeten und Lieder. Im Dank liest man die Welt schon besser als sie noch ist. Der morgige Sonntag heißt „Singet“, „Cantate“. Ich wünsche Ihnen einen lebhaften Sonntag!

Möge Gott uns segnen, möge Gott unsere Nacht und unseren Tag bewahren, möge er uns den Mund öffnen zu Dank und Gesang, möge er unser Leben mit Liebe leiten!