Worte für den Tag – Worte auf den Weg für den Donnerstag, 7. Januar 2021

Ein Jahr unter dem Horizont einer Virus-Pandemie zu beginnen, nicht zu wissen, wann diese ihre Bedrohung verliert – dazu gehört Mut. Mut, ein kleines Wort, das viel beinhaltet: Tapferkeit, Beherztheit und eben Wagemut. Mut – wie war das früher? Der Sprung vom 3-Meter-Brett, Stützräder beim Fahrrad weglassen, vor allen Leuten eine Rede halten, ein Lied singen, einen beruflichen Neustart wagen…Besonderen Mut braucht es zum Nein-Sagen, zum Widersprechen in lebensbehindernden und lebensverachtenden Situationen. Die Bibel ist in den Psalmen und bei den Propheten voll von solchem Mut im Widersprechen. Es ist ein trotziger Mut, mehr noch, es ist ein demütiger Trotz, auch gegenüber Gott! Wenn ich das doch jemals gelernt hätte, den demütigen Trotz, als Gottvertrauen, als Lebensvertrauen. Nicht hochmütig, nicht übermütig, sondern demütig-trotzig, trotzig-vertrauensvoll.

Dazu erzähle ich besser eine Geschichte:

Sie spielt in den USA am Ufer des Missisippi. Eine Gruppe Menschen hastet das Ufer entlang zu dem Hafen, von dem ein großer Raddampfer abfahren wird, der sie retten kann und in ihre Heimat bringen. Sie kommen schlecht voran, es wird dunkler und kälter. Ein Junge ist in der Gruppe, der laut alle anfeuert. Nun hören sie das Horn des Dampfers, er wird ablegen vom Pier im Hafen ablegen. Sie sind zu spät. Die Dunkelheit wächst, das Gelände ist sumpfig. Da taucht aus dem aufsteigenden Nebel der Dampfer auf und zieht seine Bahn in voller Fahrt. Sie erreichen einen schmalen Steg, da können aber nur kleine Boote anlegen. Der Dampfer naht, sie hören das Schaufelrad rauschen – da hält der Junge seine Hände an den Mund und ruft und ruft und winkt und winkt. Die anderen sagen: „Lass das doch, es ist sinnlos, du machst uns nur verrückter und verzweifelter, lass es!“. Der Junge ruft und ruft, schreit und schreit.

Da dreht der Dampfer bei, setzt ein Boot aus und nimmt die Gruppe auf. Sie sind gerettet, mehr und mehr entfernen sie sich vom Ufer, gerettet! Sie fahren in die Heimat. Erschöpft lassen sie sich auf den Boden fallen und fragen den Jungen: „Wie konnte das geschehen? Warum hast du so gerufen?“

Und der Junge sagt nur einen Satz: „Der Kapitän des Schiffes ist mein Vater.“