Es wird mehr gelesen, sagt die befreundete Buchhändlerin. Der Bücherkenner Peter von Matt empfiehlt, bevor wir uns alle voreinander verschließen, ein Gedicht: Die Schlüssel, und sagt vorweg: „Es gehört zu den Merkwürdigkeiten des menschlichen Seelenlebens, dass man Schlüssel nicht wegwerfen kann. Schlüssel sind… gesellige Wesen. Sie versammeln sich zu Bünden. Versenkt man sie in der Rocktasche, ruinieren sie das Futter. Lautlos liegen sie in einem Schubfach und es werden da immer mehr. (Eine) Magie schützt die Unbrauchbaren vor dem Verlorengehen, während sich die Unentbehrlichen gerne aus dem Staub machen.“
Die Schlüssel
Beim Aufräumen des Schuppens fand ich ein Kästchen alter Schlüssel…
Jeder träumte von einer Tür in einem anderen Jahrhundert…Einer passte in ein liebesmüdes Herz. Sie konnten Bismarck gekannt haben oder Fontane oder ein Fräulein in einem Roman, der nicht gut ausging. Da sie kein Schloss mehr nehmen wollte, legte ich sie vorsichtig zurück. Das Haus atmete erleichtert auf.
Unser Vater, wir bitten um deinen Segen, lass uns auch in den Einschlafgedanken aufgeschlossene Menschen füreinander bleiben
Quelle: Peter von Matt, Wörterleuchten, Hanser Verlag München 2009, 200f.