Zuweilen wird in diesen „Worten zum Tage“ und „auf den Weg“ geseufzt, getröstet, ermutigt, wundervolle Erfahrungen werden erzählt, biblische Horizonte eröffnet und alltägliche Herausforderungen entfaltet, Menschen porträtiert und an Festtagen nachgedacht, was es denn zu hoffen gibt. Es wird nicht geweint und auch etwas zu selten gelacht…
Heute soll es zumindest um ein Lächeln gehen. Da gibt es einen Psalmvers, der vor lauter Schönheit fast heiliggesprochen ist, so wird er nicht mehr interpretiert, nur noch zitiert bei erhebenden Anlässen. Er lautet: „Güte und Wahrheit begegnen sich, Gerechtigkeit und Friede küssen sich“, Psalm 85, 11. Paul Gerhardt sang das Programm der Ökumenischen Bewegung – Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung – schon vor fast 500 Jahren: „ Die Güt und Treu werden schön einander grüßen müssen, Gerechtigkeit wird einhergehen, und Friede wird sie küssen!“ Geht noch mehr?
Nein, es sei denn, man sieht mal kurz auf den hebräischen Text des Psalmverses: – Ach! Den kann man anders übersetzen: Gerechtigkeit und Frieden treffen aufeinander und kämpfen miteinander.
Das hebräische Wort, das mit küssen übersetzt wird, heißt auch „gegeneinander stoßen, etwas zusammenfügen, auch Waffen, auch Mund an Mund fügen, also küssen. Ein alter Ausleger sagt: „An einem Weltende herrscht Frieden, am anderen Gerechtigkeit; treffen sie sich in der Mitte, küssen sie sich.“ „ Schwerter zu Pflugscharen“ ist eine anschauliche Utopie, doch diese ist charmant, sinnlich und ge-schmack-voll. Nun steht in einigen Übersetzungen: “ Frieden und Gerechtigkeit haben sich geküsst/bekämpft.“ Das ist verwirrend, zumal sich beides nicht unbedingt ausschließen muss…Kuss oder Kampf? Was nun? Wenn es vom Küssen zum Kämpfen kommt, rückt die Hölle näher, kommt es vom Kämpfen zum Küssen, tut sich der Himmel auf.
Ich bin dafür, dass Frieden und Gerechtigkeit überhaupt zusammen kommen! Was wird aus Gerechtigkeit ohne Frieden? Was aus Frieden ohne Gerechtigkeit?
Wir sprachen zu Beginn vom Hoffen und Lächeln: Dorothy Parker, liebevolle Spötterin aus New York sagt dazu:
„Es gibt zwei Arten Menschen, diejenigen, die überhaupt keine Hoffnung haben, und die, die viel zu viel davon haben. Ich gehören ohne Zweifel zu beiden Gruppen.“
Sie auch?