Abendsegen | Dienstag, 7. Februar

„Die Suche wurde wegen einbrechender Dunkelheit eingestellt, bei Tagesanbruch wird sie fortgesetzt.“ Die Radiomeldung klingt wie eine zwingende Formel. Die Rettungsmannschaften müssen bis zum Morgen warten, jetzt herrscht die Nacht, sie diktiert die Bedingungen der Suche.
Im biblischen Psalm 77 heißt es: „Am Tage meiner Not suche ich den Herrn, meine Hand ist ausgestreckt des Nachts und ermattet nicht, meine Seele weigert sich, sich trösten zu lassen.“
Auch Gott kann dem Menschen tagsüber verloren gehen, er aber setzt die Suche bei Nacht fort, seine ausgestreckte Hand übernimmt die Regie und seine Seele gibt sich nicht mit ein wenig Trost zufrieden.
Der betende Mensch stellt sich den Bedingungen der lebensfeindlichen Nacht, doch er unterwirft sich ihnen nicht. Die Nacht herrscht nicht, in welchem Keller, auf welchem U-Bahnhof der Mensch sie verbringt. Vom Ende der Nacht ist nichts in Sicht, Gott ist ferner denn je, Stimme und Augen können nichts mehr tun, doch die Hand, die Hand bleibt ausgestreckt. Die Nacht herrscht nicht. Für alle in solcher Nacht bitten wir um die Kraft ihrer ausgestreckten Hand.

Unser Vater, komme mit deinem kräftigenden Segen den ausgestreckten Händen entgegen, dass die Nacht sie nicht beherrsche!