Heilig Abend haben wir es wieder gehört: “Der Wolf wird beim Lamm als Flüchtling unterkommen, der Leopard beim Böckchen lagern. Der Säugling wird vergnügt am Loch der Kreuzotter spielen; und nach der Höhle der Giftschlange wird das Kleinkind mit seiner Hand patschen“ – Jesaja 11 erzählt vom friedlichen Zusammenleben bisheriger Todfeinde im Bild vom „Tierfrieden“.
Das ist die kühnste Vision im politischen Denken der Bibel. Sie knüpft an die vergangene Hoffnung der paradiesischen Welt an – Herrschaft ohne Blutvergießen. Nicht die Ausrottung des Löwen, des Wolfs und der Schlange wird erhofft, sondern deren Verwandlung. Es geht nicht um das Ende des Feindes, sondern um das Aufhören des schlechthin Feindlichsten! Von der Vernichtungsabsicht zur Verwandlungshoffnung: Dieser Gipfel der Humanität ist nie mehr eingeholt werden! Jesaja 65 und Hosea 2 können die Schlange nicht einbeziehen und die Offenbarung des Johannes (21) fällt auch dahinter zurück: Die heile Welt wird heil durch die erzwungene Ausgrenzung des Bösen. „Heil“ drinnen, das „Böse“ draußen! Hoffnung auf den eigenen Sieg wird in Jesaja überschritten in der Hoffnung auf das Ende des Siegen-Müssens! Für die Offenbarung „nicht zu glauben!?