Das Wort – Montag, 20. August

Heilige sind zwielichtige Gestalten. Am besten, man fragt zuerst, wer sie heilig gesprochen hat. Ich sag’s sehr vorsichtig: Von den Gläubigen in El Salvador, nicht aber von Rom, wurde Oscar Romero heilig gesprochen. Er hat als Bischof die Armen verteidigte und sich gegen die Mörderbande der Militärjunta gewandt. Bei einem Gottesdienst wurde er ermordet.. Die Erinnerung an ihn, an Dietrich Bonhoeffer, an Martin Luther King sind wie Briefe aus der Ferne, die einem helfen, die Gegenwart zu erkennen und zu sehen, was sie hat und was ihr fehlt. Das sind Heilige: Briefe aus der Ferne, und wer sie lesen kann, braucht nicht mit seinem Mut und mit seiner Hoffnung anzufangen – das ist eine große Lebenserleichterung: wir sind nicht Ersten. Zahlreiche Krankenhäuser und christliche Gemeinden tragen den Namen der Heiligen Elisabeth. Wir feiern ein „Elisabethjahr“, weil sie im Jahre 1207 in Ungarn geboren wurde. Ihr Leben ist ein solcher Brief aus der Ferne, den wir nach 800 Jahren aufmerksam lesen, wird sie doch die „Nationalheilige“ der Deutschen genannt – ein kräftiger Kontrast zum „deutschen Michel“, zwar vom Erzengel Michael hergeleitet, aber im Gegensatz zu ihm mit einer Schlafmütze verbunden.
Elisabeth von Thüringen wird sie genannt, weil sie als Vierjährige aufgrund politischer Interessen an den thüringischen Königshof auf der Wartburg gebracht wurde, wo sie als Fürstin und Schwester der Armen lebte. Sie starb mit 24 Jahren in Marburg, arm und hoch verehrt. . Die „Heilige“ Elisabeth – da stellt sich die Frage: Wie halten es die Evangelischen mit den Heiligen? Brauchen sie diese Figuren des Mutes oder kommen sie mit ihrem eigenen Gewissen aus? Ich gehöre zur evangelischen Gemeinde „St. Annen“, genannt nach der Heiligen Anna, der Mutter von Maria und Großmutter Jesu. Die Heiligen Dorothea, Barbara, Katharina und Margareta sind als ein verpflichtendes Gedächtnis auch im Gotteshaus, Briefe aus dem fernen und gefahrvollen Beginn der Kirche. Die Evangelischen glauben, die Kirche werde ihre Heiligen schon finden, Menschen, die sie als Trost und Maßstab in ihr Gewissen nehmen; bei Bonhoeffer hat es lange gedauert, er hatte sich gegen die Obrigkeit aufgelehnt…

Die Katholiken sagen, dass die Heiligen vor Gott für uns eintreten, bei diesem Gedanken wittern die Evangelischen Mittler zwischen Gott und Menschen, die sie nicht brauchten. Ich halte mich an die „Gemeinschaft der Heiligen“, dem Lebensgelingen, dem Mut und der Gottescourage unser Mütter und Väter im Glauben. Wir leben von diesem Grund, den wir nicht selbst gelegt haben, zu diesem Grund gehört Elisabeth von Thüringen.