Das Wort – Dienstag, 21. August

Ein Rabbi, ein jüdischer Bibelgelehrter, wurde gefragt: „Stell dir vor, das Haus brennt und du könntest nur eine einzige Sache retten. Was würdest du retten?“. Er antwortete: „Das Feuer“.

Das Feuer? Nicht die Ausweise, Unterlagen, Versicherungspolicen? „Das Feuer“? Eine zündende Antwort, und nach weiterem Nachfragen, ich bin mir sicher, hätte er gesagt: „Es gibt in der Bibel beim Propheten Jeremia die Frage Gottes: Ist nicht so mein Wort: wie ein Feuer und wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt?“
Ein Wort wie Feuer – das behaglich Wärmende des Kaminfeuers ist nicht gemeint, eher doch das Brennende, Zündende, Auf lodernde. Gottes Wort ist wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt? Auch da sprühen die Funken! Ein Wort wie ein Hammer zertrümmert das scheinbar Feststehende. Es ist von lebendiger Vielfalt, brennender Schärfe und feuriger Leidenschaft. Gottes Wort hat viele deutliche Lebensantworten hervorgerufen. An diesen Morgenden soll von einer Lebensantwort erzählt werden, die von funkensprühender Liebe erfüllt war, von Elisabeth von Thüringen, einer „Heiligen“, deren wir uns auch nach 800 Jahren lebhaft erinnern. Zu den unvergesslichen Geschichten von ihr gehört die folgende:

„Boten gingen nach Thüringen zurück, um die Trauerkunde vom vorzeitigen Tod ihres Mannes zu überbringen. Sie brachten sie Elisabeths Schwiegermutter. Diese ging mit einigen besonnenen Frauen auf die Wartburg und ward von Elisabeth freundlich empfangen. Als die Platz genommen hatten, sagte die Schwiegermutter: ‚Sei starken Mutes, liebe Tochter, beunruhige dich nicht über das was deinem Mann, meinem Sohn, zugestoßen ist!’ Elisabeth antwortete zuversichtlich: ‚ Wenn mein Bruder – pflegte sie ihn zu nennen – in Gefangenschaft geraten ist, wird er durch die Hilfe Gottes befreit werden können.“ Da sagte die Schwiegermutter: ’Er ist tot!’. Da faltete Elisabeth die Hände über den Knien und sagte in übergroßer Trauer: ‚Tot? Dann ist mir die Welt tot und alles, was an ihr teuer ist und süß!“ Dann sprang sie auf, eilte in stürmischem Lauf durch den Saal, außer sich vor Sinnen, wäre sie weiter gelaufen, wenn die Wand ihr nicht Einhalt geboten hätte. Die Anwesenden zogen sie von der Wand fort. Aller Augen strömten über vor Tränen aus Mitleid mit Elisabeth.“

So leidenschaftlich sie ihren Mann liebte, so wild ist ihr Schmerz. Es ist die Zornesglut gegen die Kriege, ein flammender Protest gegen ihren Beichtvater, der von ihr Ergebung in Gottes Willen forderte. Nun wird sie leben in brennender Liebe zu den Elenden, im Konflikt mit den Mächtigen, in unauslöschlicher Liebe zu den Unglücklichen ihrer Welt. Ihr Wahlspruch wird von nun an heißen: „Wir müssen die Menschen so glücklich machen, wie wir nur können!“