Abendsegen | Donnerstag, 8. April 2010

Bahnbrechende Entwicklungen in der Musik verdanken wir Arnold Schönberg, der als Jude aus Wien und Berlin vertrieben wurde. Der Tradition biblischer Lieder ist er treu geblieben. Zeilen aus seinem Psalm No 1:

Wenn ich Gott sage, weiß ich, dass ich damit von dem Einzigen, Ewigen,
Allmächtigen, Allwissenden und Unvorstellbaren spreche,
Von dem ich mir ein Bild weder machen kann noch soll…

Und trotzdem bete ich,
Deine Gnade hat uns das Gebet gelassen,
Als eine Verbindung, eine beseligende Verbindung mit Dir.
Als eine Seligkeit, die uns mehr gibt
Als jede Erfüllung.

Gott segne uns und alle Menschen und alles, was den Hauch des Lebens in sich trägt. Unsere Zeit stehe in seinen Händen.

Abendsegen | Mittwoch, 7. April 2010

Zeit seines Lebens haben ihn die Grauen des Dreißigjährigen Krieges begleitet, den Andreas Gryphius aus Glogau. Im Schauder der Vergänglichkeit hat er eine trotzige Hoffnung bewahrt. Aus seinem Gedicht Abend:

Der schnelle Tag ist hin, die Nacht schwingt ihre Fahn
Und führt die Sternen auf. Der Menschen müde Scharen
Verlassen Feld und Werk…

Gleich wie dies Licht verfiel, so wird in wenig Jahren
Ich, du, und was man hat und was man sieht, hinfahren.
Das Leben kommt mir vor wie eine Rennebahn.

Lass, höchster Gott, mich doch nicht auf dem Laufplatz gleiten.!
Dein ewig heller Glanz sei vor und neben mir!
So reiß mich aus dem Tal der Finsternis zu dir!
Gott segne und behüte uns, er beflügle unsere Hoffnung und begleite uns wie ein Licht in der Nacht.

Abendsegen | Dienstag, 6. April 2010

Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger ist 80 Jahre alt geworden. Phantasievoll und mit Sachkenntnis hat er die Republik begleitet; mal erbittert-polemisch, mal gelassen-poetisch.

Zeilen aus seinem Dankgebet Empfänger unbekannt, Retour a la Expediteur:

„Vielen Dank für die Wolken…
Und, warum nicht, für die warmen Winterstiefel.
Für die Luft, und natürlich für den Bordeaux.
Vielen Dank für die vier Jahreszeiten…
Für den Schlaf ganz besonders…
Und, damit ich es nicht vergesse,
Für den Anfang und das Ende
Und die paar Minuten dazwischen
Inständigen Dank,
Meinet wegen für die Wühlmäuse draußen im Garten auch.“

Gottes Segen sei mit uns allen, er behüte unseren Schlaf! Und den der Wühlmäuse draußen im Garten auch…

Abendsegen | Ostermontag, 5. April 2010

Das Osterfest geht zu Ende. Was wäre Ostern ohne die Frauen? In manchen Familien stünde kein Festtagsessen auf dem Tisch. Wer würde die Eier färben? Wären die Fenster geputzt? Im Ernst: Was wäre Ostern ohne die Frauen? Das größte kirchliche Fest wäre ausgefallen. Von Jesus würde niemand reden. Denn wer war es, der die Osterbotschaft weiter getragen hat? Die Frauen. Die Frauen standen am Kreuz, als es todernst wurde. Als alle sagten: Tot ist tot, da kann man nichts machen – da erlebten die Frauen am Grab, dass es gesprengt war. Jetzt sollen sie die Osterbotschaft weitersagen! Die Bibel ist eindeutig: Kein Ostern ohne die Frauen. Im Süddeutschen sagt man: Der Hahn kräht, das Ei legt die Henne…

Gesegnet sei die Ruhe der Nacht! Jeder Atemzug und der erste Blick in das Licht des neuen Tages. Gesegnet sei jede Geste der Zärtlichkeit und jeder Mensch, dem wir begegnen.