Heute abend wird in München der zweite Ökumenische Kirchentag eröffnet. Sein Leitwort lautet: „Damit ihr Hoffnung habt“. Es ist ein Versprechen, das die Menschheit seit ihren Anfängen nötig hat und von dem die Bibel auf ihren ersten Seiten erzählt (…..):
Nachdem die Bosheit und Gewalt der Menschen das Leben auf der Erde verdorben hatten, bereute Gott die Schöpfung. Mit einer Flut vernichtete er das Leben auf der Erde bis auf einen Menschen namens Noah, der mit seiner Familie und Tierpaarungen aller Gattungen wieder neu anfangen durfte. Als die Wasser sich verzogen hatten, dankte Noah Gott mit einem Opfer. Daraufhin versprach der Schöpfer, nie wieder ein solches Vernichtungswerk in Gang zu setzen und sagt der Erde Bestand auf Dauer zu, „damit ihr Hoffnung habt“, möchte man hinzufügen. Diese Zusage Gottes, nicht noch einmal das Leben auf der Erde auszulöschen, bekräftigte er mit einem Bund, den er mit Noah schloss. Eingeschlossen in diesen Bund sind alle Nachkommen Noahs, also die Menschheit bis zu uns heute, dazu Vögel und Landtiere und die Erde selbst, damit auch sie „Hoffnung haben“.
Wie ernst Gott es mit diesem ökologischen Versprechen ist, kann man an dem Zeichen sehen, mit er seinen Bund mit Noah besiegelt: „Dies ist das Zeichen des Bundes“, spricht Gott in der Bibel, „Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt, und er soll da sein zum Zeichen des Bundes zwischen mir und der Erde! Der Bogen wird in den Wolken sein, ich werde ihn sehen und mich dann an den Bund erinnern!“ Für die Bibel ist Gottes Bogen in den Wolken kein meteorologisches Phänomen, sondern der Gewaltverzicht Gottes. Das Wort für Bogen, käschät, bezeichnet den Kriegsbogen. Gott hat also seinen Kriegsbogen weggehängt, ihn nicht nur abgerüstet, sondern umgerüstet, den Kriegsbogen in den Regenbogen verwandelt. Aus einem Kriegsgerät wird ein Zeichen des Gewaltverzichts, vergleichbar der Verheißung vom Umschmieden der Schwerter in Pflugscharen, „damit ihr Hoffnung habt“, möchte man wieder hinzufügen. Gottes Bogen in den Wolken erinnert ihn an sein Versprechen, das er auf diese Weise immer vor Augen hat. Er erinnert ihn an seine Selbstverpflichtung, die Schöpfung zu bewahren. Sie verpflichtet auch uns Menschen, das unsere zu tun, um diese Welt zu schonen, damit wir auch für einander „Hoffnung haben“.