Abendsegen | Donnerstag, 12. August 2010

Können Sie auch keinen Schlüssel wegwerfen? Noch beim kleinsten hoffen wir, einmal werde er ein wichtiges Schloss öffnen. Kein Haus, keine Wohnung, kein Schuppen ohne Schlüssel! Da hat sie der Dichter Michael Krüger gefunden, die Zeugen von Häusern und Menschen.

Beim Aufräumen des Schuppens
fand ich ein Kästchen alter Schlüssel…
jeder träumte von einer anderen Tür
in einem anderen Jahrhundert…
Einer passte in ein liebesmüdes Herz.
Sie konnten Bismarck gekannt haben
oder Fontane oder ein Fräulein
in einem Roman, der nicht gut ausging.
Da sie kein Schloss mehr nehmen wollte,
legte ich sie vorsichtig zurück…

Wem haben sie gedient? Wem geben wir die Schlüssel während unserer Abwesenheit? Und: wer hat die Schlüssel zu uns, macht aus uns aufgeschlossene Menschen? In wessen Leben spielen wir eine Schlüsselrolle? Für einander aufgeschlossene Menschen werden – welch ein Traum…

Möge der Segen Gottes uns den weiten ruhigen Raum der Nacht erschließen; und wer verschlossen in seinem Schmerz Ruhe sucht, möge sich öffnen zu Tränen und Trost! (……)