Der 13. August 1961 – ein schlimmes Datum unserer Geschichte, aber ein Datum, kein Fatum, kein Schicksal. Deshalb lese ich ein Wort von Dietrich Bonhoeffer, das er 1944 aus dem Tegeler Gefängnis schrieb:
Ich beobachte hier immer wieder, dass es so wenige Menschen gibt, die viele Dinge gleichzeitig in sich beherbergen können. Wenn Flieger kommen, sind sie nur Angst; wenn es etwas Gutes zu essen gibt, sind sie nur Gier; wenn ein Wunsch fehlschlägt, sind sie nur verzweifelt; wenn etwas gelingt, sehen sie nichts anderes mehr. Sie gehen an der Fülle des Lebens…vorbei“
Die rohe und hässliche Mauer durch Berlin war ein roher und hässlicher Anschlag auf das gemeinsame Leben, der Terror als Bauwerk. Und doch gab es Menschen, die nicht in Schockstarre unbeweglich blieben, hoffende Menschen, einfallsreich, listig, pfiffig, ungebrochen, bis die Mauer tatsächlich hinfiel. Sie waren erschrocken und unerschrocken, sie waren bekümmert und unbekümmert. Trotzig sahen das Wirkliche und das Mögliche. Sie lebten das entscheidende „und“. „Und“ – das ist Trotzenergie.
Der Gott über alle Götter, schenke ihnen seine Segen und seine Kraft in dieser Nacht; er sei mit seiner Gnade bei Ihnen, wenn Sie schlafen und lasse sie guten Mutes wieder aufstehen.(….)