Abendsegen | Sonntag, 30. 8. 2009

Morgen beginnt wieder die Schule. Mit gemischten Gefühlen gehen heute viele schlafen: Kinder, Eltern, Lehrer und Lehrerinnen: Was wird mit dem Jungen, der wie versteinert vor dem leeren Blatt sitzt, mit dem Mädchen, das sagt: „Mama, warum soll ich das lernen?“

In seinem wunderschönen Buch „Schulkummer“ schreibt Daniel Pennac:

„Die Lehrer, die mich gerettet haben, waren dafür nicht ausgebildet… Sie standen vor Jugendlichen, die unterzugehen drohten. Und sprangen. Und kriegten mich nicht zu fassen. Und tauchten wieder nach mir, Tag für Tag. Und zuletzt zogen sie mich heraus. Sie haben uns buchstäblich vor dem Ertrinken gerettet. Wir verdanken Ihnen unser Leben.“

Ja, Gott, die Schule! Gegen Kummer, Angst, Groll, und Wut gib allen einen gnädigen Schlaf, dass die Köpfe frei werden. Es gibt keinen hoffnungslosen Fall!

Abendsegen | Sonnabend, 29. 8. 2009

Wenn es dunkel wird, spüren wir manchmal, wie unheimlich die Welt auch ist. Die Furcht der Kinder beim Übergang vom Hellen ins Dunkle ist zu verstehen. Eine Zärtlichkeit, ein Streifen Licht tun so gut. Vor dem Schlaf sammelt der Mensch seinen Tag. Da ist vieles hängen geblieben im Geschiebe des Tages. So sagt der vierte Psalm:

„Wenn ich rufe, höre mich doch!! Als ich am Ersticken war, hast du mich beatmet. Verzeih die Bettelei und hör mich an! Ihr Gewaltmenschen, wie lange noch wollt ihr mir ans Leben? Kommt zu euch! Herr, zeige dich uns in deinem Glanz! Ich werde mich getrost hinlegen und einschlafen. Dies ist mein Nachtgebet: Du allein lässt mich in Frieden schlafen.

Gottes Segen umhülle uns wie ein Mantel, er lasse sein Licht leuchten über uns und mache uns heil, in Freude und Schmerz, in Lachen und Weinen.

Abendsegen | Freitag, 28. 8. 2009

„Freitag zur Nacht“, so beginnt ein jüdisches Volkslied, „ist jeder Jude ein König. Die ganze Stube lacht, und alle Menschen sind fröhlich.“ Der Schabbat beginnt, die Ruhe wird gefeiert.
„Sechs Tage leben wir unter der Tyrannei der Dinge des Raumes, am Sabbat versuchen wir uns einzustimmen auf die Heiligung der Zeit“, sagt der Rabbiner Abraham Heschel.
Im Mittagsgebet heißt es:

„Ein Tag der Ruhe und Heiligkeit, eine Ruhe in Liebe und Weitherzigkeit, eine wahre und echte Ruhe, eine Ruhe, die Frieden und Gelassenheit, Heiterkeit und Sicherheit verleiht, eine vollkommene Ruhe, an der Du Gefallen hast.“

Der Segen Gottes bringe Ruhe und Frieden zwischen denen, die sich nicht kennen, zwischen denen, sie sich zu gut kennen und zwischen denen, die sich in dieser Nacht begegnen. Er führe uns zum Licht des Tages.

Abendsegen | Donnerstag, 27. 8. 2009

Ein nächtlicher Markt in Marokko, eine Wanderung in den masurischen Wäldern, ein Feriencamp an der Ostsee – viele haben viel erlebt in den Großen Ferien, die bald zu Ende gehen… Haben sie etwas von der Welt gesehen? Oder vielleicht doch nicht?

Vom Sehen können erzählt eine Geschichte aus der jüdischen Tradition:

Zu einem Rabbi kommt eine Schülerin und fragt, was Glauben sei. Er führt sie zum Fenster und fragt: „Was siehst du?“ Die Schülerin antwortet: „Menschen, Häuser, Bäume…“ Der Rabbi führt sie zu einem Spiegel und fragt: „Was siehst du jetzt?“ Die Schülerin antwortet: „Jetzt sehe ich mich selbst.“ „Siehst du“, sagt der Rabbi, „wenn du dein Leben lässt wie es ist, so siehst du hindurch auf die ganze Welt bis zu ihrem Schöpfer; ist dir aber das Glas nicht genug und legst du nur ein bisschen Silber auf, so siehst du nur noch dich.“

Gott entzünde in Ihnen täglich Mut, Kraft und Phantasie, er segne Ihre Nacht und schenke Ihnen die Lebenslust, morgen seine Welt wieder wahrzunehmen.

Abendsegen | Mittwoch, 26. 8. 2009

Ferienzeit ist auch Sehnsuchtszeit -nach dem großen Wegkommen, dem mal Rauskommen. Ferien… Loswerden, was gefangen hält, was die Sehnsucht nach dem anderen Leben niederhält. Zu den Träumen vom Glück sagt der französische Philosoph Pascal:

„ Die einen sagen: Kehre ein in dich selbst, da wirst du Ruhe finden! – Aber das ist nicht wahr.
Die anderen sagen: Geh aus dir heraus, zerstreue dich, da wirst du das Glück finden! – Auch das ist nicht wahr.
Das Glück ist nicht außer uns und nicht in uns, sondern in Gott, und wenn wir ihn gefunden haben, ist es überall.“

Das Licht der Sehnsucht erhelle uns den Weg, der Baum des Friedens gebe uns Schatten, die Welle der Liebe trage uns über das Meer, die Kraft des Lebens mache uns beweglich und die Kraft seines Segens schenke uns die Ruhe der Nacht.

ASF-Materialien zum Gedenken an den 1. September 1939

Bausteine für einen Jugendgottesdienst zum 1. September 1939/2009

„Wie ein fliegender Vogel seinen Flügeln vertraut“: Mit diesem Zitat beginnen die Bausteine für einen Jugendgottesdienst, mit denen Jugendliche und junge Erwachsene die Lehren aus dem Gedenken an den 70. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs ganz plastisch gemacht werden können. Ingrid Schmidt und Helmut Ruppel haben die Bausteine hier zum Download auf der Website der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste für Sie zusammengestellt.

Abendsegen | Dienstag, 25 .8. 2009

Der Frankfurter Pfarrer Lothar Zenetti fragt: „Können wir uns das vorstellen: Jesus, den wir Erlöser nennen, trinkend, lachend, singend, ein junger Mann in einer ausgelassenen Hochzeitsgesellschaft? Fröhlich und Freude schenkend – wir wissen ja, dass er Wein im Überfluss ausschenkte…“
So dürfen wir uns Jesus wirklich vorstellen. Und auch unsere Zukunft. Als Jesus gefragt wurde, wie man sich die kommende Herrlichkeit Gottes vorstellen könne, da sprach er:
’Das Himmelreich ist gleich einer Hochzeit, ja, da geht es zu wie bei einem Hochzeitsmahl.’“

Noch sind Ferien – Straßenfeste, Gartenfeste, Hochzeitsfeste gehören gewiss dazu.. Ferienzeit ist Festzeit – noch eine Woche, wie wunderbar!

Der Abend ist die Zeit für den Tag zu danken, für Alltage und Festtage! Sie mögen gesegnet sein, die schon waren und auf die wir uns noch freuen!

Abendsegen | Montag, 24. 8. 2009

„Einen Menschen ehrt oder schändet, welche Träume er hat. Ein Volk ehrt oder schändet, welche Träume es hat. Man kann an zu kleinen Wünschen sterben. Man dörrt aus, wenn man in nicht mehr verliebt ist als in sich selber. Das kann man Gottesvergessenheit nennen.“

Das sind Sätze von Fulbert Steffensky, die uns ermutigen mögen, nicht zu klein zu bleiben in unsern Träumen für diese Welt. Groß träumen – das können aber vielleicht nur die Selbstvergessenen. Wie die jüdische Philosophin Simone Weil, die heute vor 66 Jahren starb. Sie schrieb::

‚Warum also sollte ich mir Sorgen machen? Es ist nicht meine Angelegenheit, an mich zu denken. Meine Angelegenheit ist es, an Gott zu denken. Es ist Gottes Sache, an mich zu denken.’“

Gott segne jeden von uns! Er lehre uns beten und mache uns hungrig nach dem Brot des Lebens und dem Wein des Friedens. Er bewache unsere Nacht!

Worte für den Tag – Worte auf den Weg | Samstag, 27. Juni 2009

Für wen halten mich die Leute? So fragte Jesus seine Jünger. Ähnlich geht es bis heute; Umfragen, Fernsehsendungen, Bücher wollen wissen: Für wen halten die Menschen Jesus?
Wer mit dem Judentum Freundschaft schließen will, sagt: Er war ein jüdischer Prophet,
ein jüdischer Reformer, der dem Volk Israel neue Impulse verleihen wollte.
Wer sozialkritisch eingestellt ist, sagt: Er war ein sozialer Revolutionär.
Er plante keinen Aufstand, stellte aber das Wertesystem, Familie und Religion, auf den Kopf, fand für die Armen gute Worte und plädierte für Feindesliebe.
Esoterisch – anthroposophisch engagierte Leute sagen: Er war ein hochbegabter Heiler.
Er trieb Dämonen aus und heilte in außergewöhnlicher Weise.
An Kultur und Bildung stark Interessierte sagen: Er war ein großer Weisheitslehrer.
Er arbeitete mit vorzüglichen Erzählungen, war stark in Streitgesprächen, brach Konventionen.

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Worte für den Tag – Worte auf den Weg | Freitag, 26. Juni 2009

Ich kannte die Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ich kannte ihr Alter: sechsundfünfzig. Eine Nichte hatte mich angerufen. Seltsame Veränderungen seien mit der Tante vorgegangen. Sie sei glücklich verheiratet, lebensfroh, unproblematische Kinder, erfolgreicher Mann.
Und nun das: Die Kranke wolle ihren Mann nicht sehen, ebenso wenig die Kinder und sonstige Verwandte. Man wisse nicht mehr, was tun. Ob ich nicht mal vorbeigehen könne…Ich machte mich auf einen traurigen Besuch gefasst.
Die ich antraf, war ganz anders: Entschlossen, kämpferisch, beinahe fröhlich, sehr lebendig.

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