Worte für den Tag | Dienstag, 28.11.2006

Was ist der Mensch? Ein ernste Frage für diese ernste Woche zwischen dem Totensonntag und dem ersten Advent. Die Bibel weiß viele Antworten, nicht alle sind so scharf wie die im Buch Hiob: „Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe. Er geht auf wie eine Blume und fällt ab, flieht wie ein Schatten und kann nicht bleiben“

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Worte für den Tag | Montag, 27.11.2006

Der Ewigkeitssonntag, auch Totensonntag genannt, war gestern. Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III widmete 1816 diesen letzten Sonntag im Kirchenjahr (..) der Erinnerung an die Verstorbenen und dem Nachdenken darüber, dass auch wir sterben müssen.

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DAS WORT – 22. Oktober 2006

Heile mich, Gott, so werde ich heil!
Hilf mir, so ist mir geholfen!
Jeremia 17,14

„Sagen Sie mal A „ sagte der Doktor.
„Ganz ruhig liegen“, sagte die Röntgenassistentin.
„Richtig entspannen“, sagte der Internist bei der Magenspiegelung.
„Tief einatmen“, sagte der Lungenarzt.
„Das Bein gerade halten“, sagte die Krankengymnastin.
„Sie müssen nicht so ängstlich sein“, sagte der Chirurg.
„Sie müssen mehr trinken“, sagte der Urologe.
„Sie müssen aufhören zu trinken“, sagte der Therapeut.
„Sie müssen sich mehr bewegen“, sagte der Rheumatologe.
„Sie hätten früher kommen müssen“, sagte der Neurologe.
„Morgen geht’s nach Hause“, sagte der Stationsarzt.
„Gott sei Dank“, sagte der Patient.

Kranksein bedeutet, viel müssen und wenig dürfen. Und es betrifft niemand so sehr wie die Deutschen. Deutsche sind mit ihrem Gesundheitswesen unzufriedener als Amerikaner, Kanadier, Briten oder Neuseeländer. 58 Prozent von 4000 Befragten bezeichnen das eigene Befinden als schlecht. Wenn sich die Deutschen schlecht fühlen, verschafft ihnen der Arztbesuch nicht immer Erleichterung. In den Praxen der Mediziner geht ein seltsames Leiden um: Fast die Hälfte der Patienten hat Beschwerden, bei denen nichts Krankhaftes festgestellt wird. Magen, Darm, Herz, Kreislauf und der Rücken stehen im Mittelpunkt. Bekommen Patienten zu hören, sie hätten etwas, sind sie enttäuscht. Wird ihnen gesagt, sie hätten nichts, sind sie auch enttäuscht. Es gibt kaum noch Gesunde – nur Menschen, die nicht gründlich genug untersucht worden sind.

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Der Schatten der Schöpfung oder Gott Inkognito

Hiob 14, 1-7.10.13-15

Der Mensch, geboren von einer Frau, kurz an Tagen und satt an Unrast. Wie eine Blume geht er auf und welkt, flieht wie ein Schatten und hat keinen Bestand.
Doch noch über den hältst du deine Augen auf und mich bringst du ins Gericht mit dir. Wer gäbe es, dass rein aus unrein kommt, kein Einziger, keine Einzige!
Wenn die Tage eines Menschen fest beschlossen sind, liegt die Zahl seiner Monate bei dir; du hast seine Grenzen markiert und er überschreitet sie nicht.
Blick weg von ihm und er könnte aussetzen, dass er sich wie ein Tagelöhner seines Tages freuen kann. Ja, für einen Baum gäbe es Hoffnung; wenn er abgehauen ist, kann er wieder ausschlagen und seine Triebe setzen nicht aus…Doch stirbt ein Mann, liegt er kraftlos da, scheidet hin ein Mensch – wo ist er dann?… Wer gäbe es, dass du mich in der Unterwelt verborgen hieltest, mich verstecktest, bis dein Wutschnauben sich wendet, dass du mir eine Markierung setztest und meiner gedächtest! Wenn ein Mann stirbt, lebt er dann wieder auf? Alle Tage harrte ich meines Dienstes, bis meine Ablösung käme. Du riefst und ich würde dir antworten, nach dem Werk deiner Hände trügest du Verlangen.

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150 Jahre Potsdam-Bornstedt

Predigt im Gedenkgottesdienst
anlässlich des 150jährigen Bestehen der Kirche in Bornstedt
am 3. September 2006, 10.00 Uhr

Gemeinde Jesu Christi in Bornstedt am 12. Sonntag nach Trinitatis im Jahre 2006 – die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen!
In ausgezeichneter Weise sei sie mit Gottfried Kunzendorf, der hier heute stehen müsste und es nicht kann, weil sein Leib und seine Seele in herzbewegendem Schmerz geschwächt und geschlagen sind. Dies wären seine Stunde und sein Wort – das Wort eines Menschen, der in der Zeit, die ihm bis heute gegeben war und mit den Gaben, die ihm verliehen sind, nur eins gewollt und getan hat, vor Gott und den Menschen das Rechte zu tun – als Bürger Bornstedts, Pfarrer der Gemeinde und Hüter des Friedhofs. Respektvolle Verbeugung, liebevolle Verneigung hin zum Krankenhaus, wo er jetzt seine Gedanken zu uns wendet, wenn er es vermag…

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Schon eingebürgert?

Folglich seid ihr nun nicht mehr Fremde oder Gäste, sondern ihr seid
Eingebürgerte gleich den Heiligen und Hausangehörigen Gottes.
(Epheser 2, 19; Wochenspruch in der Übersetzung der „Liturgischen Texte in gerechter Sprache“)

Was ist neu am Neuen Testament? An Aussagen über Gott, über das, was Menschen geboten ist, ist in der Blickrichtung des Neuen Testamentes nichts neu. Theologie und Kirche haben an Zerrbildern und falschem Zeugnis wider Israel und Altem Testament intensiv gearbeitet. Was Adressatinnen und Adressaten betrifft, ist in der Blickrichtung des Neuen Testamentes alles neu. Es ist verstehbar als die Vermittlung der Gotteserfahrungen Israels an die Welt. So singt das Gesangbuch mit Schalom ben Chorin: „Von dir zu dir mein Schreiten, mein Weg und meine Ruh, Gericht und Gnad, die beiden bist – und immer du.“(EG 237).

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Das Rätsel Rembrandt

Eine Verbeugung zum 400. Geburtstag am 15. Juli

Das Licht kam früh. Kaum zwanzig Jahre alt, malte er sich selbst, noch voller Andeutungen und von wirbelnden Haarbüscheln über der Stirn verborgen, dafür aber vom schräg einfallenden Licht erhellt und erleuchtet. Dies Licht, „Rembrandts Licht“, schnell und hell, leuchtet aufklärend über Prinzen, Bettlern und Bürgern, Windmühlen, Bauernkaten, Bäumen und Büchern. Eine seiner alten Frauen – Lesende alte Frau, 1631, Amsterdam – vielleicht die Prophetin Hannah, wird von Rembrandt tief versunken in die Bibel gezeigt. Sein großes Vorbild Peter Paul Rubens hat auch eine Hannah gemalt bei der Kreuzabnahme. Sie ist von jenem Licht verklärt, das der Körper Christi ausstrahlt. Rembrandts Hannah liest im Licht, das die aufgeschlagene Buchseite der Bibel ausstrahlt.

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Das Wort – Pfingstmontag – 5. Juni 2006

Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth
Sacharja 4,6

Zu Pfingsten hat man frei. Heute den zweiten Tag, den Pfingstmontag. Zu Pfingsten macht man keine Geschenke. Zu Pfingsten sucht man nicht in Verstecken. Zu Pfingsten macht man das, wozu man Lust hat. Zu Pfingsten hat man frei.

Tannenbaum und Ostereier findet man zu Weihnachten und am Osterfest in vielen Häusern. Sie erinnern auf ihre Weise an die Natur, in der wir unser Leben verbringen, an die Schöpfung, und manchmal an den Schöpfer. Ein beliebter Roman der alten DDR hieß „Das liebliche Fest“, von Pfingsten war nicht die Rede und jeder wusste, was gemeint war. Lieder im kirchlichen Gesangbuch bitten um der „Liebe Brunst“, die an diesen Tagen Menschen ergreifen soll. Wie gut, dass wir da frei haben…

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Worte für den Tag | Worte auf den Weg | Sonnabend, 22. 4. 2006

„Komm mit“, flüstert die Frau auf der Straße. Sie kann einiges bieten, und sie wird einiges kosten. Verführungen solcher Art appellieren nicht nur an unsere Triebhaftigkeit und Sehnsucht, sie verlangen auch eine angemessene Kalkulation. Sophia heißt die Dame, man darf sie auch mit „Frau Weisheit“ ansprechen. Sie steht in der Nähe des Marktes und lockt die jungen Männer: „Ihr Männer, ich rufe euch zu mir!“. Die Herkunft dieser Frau ist erstaunlich: „Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, schon im Anfang, ehe die Erde war!“ Ihre Verlockungen sind in jeder Hinsicht viel versprechend: „Die Weisheit hat ihr Haus gebaut. Sie hat das Vieh geschlachtet, den Wein gemischt, den Tisch bereitet und nun sendet sie ihre Mitarbeiterinnen aus mit vielen Einladungen: Kommt, esset von meinem Brot, trinkt von dem Wein, verlasst eure Unwissenheit und geht auf den Weg des Wissens, so werdet ihr leben!“

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Worte für den Tag | Worte auf den Weg | Freitag 21. 4. 2006

Die Erzählungen im Neuen Testament, die von der Begegnung der Jüngerinnen und Jünger mit dem auferstandenen Jesus berichten, spielen entweder in der Abenddämmerung, wenn rasch die Nacht hereinfällt, oder im Morgengrauen, wo man Tag und Nacht noch nicht genau unterscheiden kann – sie sind nicht ganz deutlich, sie bringen Tag und Nacht zusammen, Stunden, in denen man seinen Augen nicht immer trauen kann, in denen auch der Zweifel berechtigt ist. Beweisbar, fotografierbar, mit Händen zu greifen ist diese Wahrnehmung nicht. Keine Erzählung verdrängt die Bezweiflung – „einige jedoch zweifelten“, heißt es am Ende des Matthäusevangeliums. Die vor wenigen Jahren verstorbene Theologin Dorothee Sölle wurde in Amerika oft gefragt: „Are you saved?“ – „bist du gerettet?“. Sie antwortete: „God knows better than you and me!“ – „Gott weiß das besser als du und ich!“

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