Heilige sind zwielichtige Gestalten. Am besten, man fragt zuerst, wer sie heilig gesprochen hat. Ich sag’s sehr vorsichtig: Von den Gläubigen in El Salvador, nicht aber von Rom, wurde Oscar Romero heilig gesprochen. Er hat als Bischof die Armen verteidigte und sich gegen die Mörderbande der Militärjunta gewandt. Bei einem Gottesdienst wurde er ermordet.. Die Erinnerung an ihn, an Dietrich Bonhoeffer, an Martin Luther King sind wie Briefe aus der Ferne, die einem helfen, die Gegenwart zu erkennen und zu sehen, was sie hat und was ihr fehlt. Das sind Heilige: Briefe aus der Ferne, und wer sie lesen kann, braucht nicht mit seinem Mut und mit seiner Hoffnung anzufangen – das ist eine große Lebenserleichterung: wir sind nicht Ersten. Zahlreiche Krankenhäuser und christliche Gemeinden tragen den Namen der Heiligen Elisabeth. Wir feiern ein „Elisabethjahr“, weil sie im Jahre 1207 in Ungarn geboren wurde. Ihr Leben ist ein solcher Brief aus der Ferne, den wir nach 800 Jahren aufmerksam lesen, wird sie doch die „Nationalheilige“ der Deutschen genannt – ein kräftiger Kontrast zum „deutschen Michel“, zwar vom Erzengel Michael hergeleitet, aber im Gegensatz zu ihm mit einer Schlafmütze verbunden.
Weiterlesen